Bin ich nur schwermütig oder schon depressiv?
Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Freudlosigkeit – all das können Anzeichen für eine depressive Verstimmung sein. Viele Menschen haben dann Zweifel daran, dass, ob und wie ihnen geholfen werden könnte und versuchen, dies mit sich selbst auszumachen. Monique Novy dazu: „Wann ein Mensch es für sinnvoll erachtet, sich begleiten zu lassen, ist eine höchst persönliche Frage. Oft kommen die Menschen erst zu mir, wenn sie gar nicht mehr weiterwissen. Der Grund ist häufig, dass man glaubt, dass man schwierige oder herausfordernde Lebenssituationen allein meistern muss. Wenn Lebensphasen, in denen Belastungen oder Veränderungen stattfinden, gut begleitet werden, kann dies Erkrankungen und Leid vorbeugen und eine gute Entwicklung und Gestaltung ermöglicht werden.“
Negative Gefühle wie Angst, Unsicherheit oder Hilflosigkeit können viele körperliche Reaktionen und Gedanken nach sich ziehen, welche im Alleingang oft schwer zuzuordnen und zu benennen sind. Daher sei es sinnvoll, sich begleiten zu lassen, um seine individuellen Möglichkeiten in den Blick zu bekommen und diese mit Lebensfreude und Selbstvertrauen zu gestalten. Wenn dies nicht möglich ist, dann kreist der Mensch gedanklich in negativer Weise um sich selbst.
„Verzweiflung, Traurigkeit – all diese Gefühle sind ebenso, wie auch alle positiven Gefühle, Teil des Lebens, weil wir Menschen über uns selbst und unser Leben nachdenken können. Es gibt keine absolute Sicherheit im Leben eines Menschen. Wenn jedoch keine Aufmerksamkeit auf ein Sicherheitsgefühl mehr möglich ist, weil negative Gedanken, Symptome oder Gefühle sich ständig in meinen Blick schieben, kann dies sehr belastend sein.“, so Novy. Daher sei es sinnvoll, sich mit Gesprächspartner/innen anzuschauen, wo es Freiräume und Wahlmöglichkeiten gibt, und welche persönliche Hoffnungen und Wünsche man hat.
Neben der psychischen Begleitung sei es aber auch ratsam, körperliche Untersuchungen durchführen zu lassen, um beispielsweise mögliche Mängel an etwa Eisen oder Magnesium auszuschließen, die ebenfalls zu innerer Unruhe führen können.
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Unsere Interviewpartnerin
Monique Novy ist Psychotherapeutin und arbeitet für den Bereich Familienberatung & Psychotherapie der Caritas St. Pölten sowie in freier Praxis.
Caritas Familienberatung & Psychotherapie
Schulgasse 10/1. Stock
3100 St.Pölten
Webseite Familienberatungsstelle Caritas St. Pölten
Das Interview wurde im Februar 2022 geführt.