Mit weniger Geld auskommen
Michael Hanl-Landa hat Erfreuliches aus seiner Beratungstätigkeit zu berichten: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Familien schon durch die schwierigen vergangenen Jahre gelernt haben, mit Problemsituationen umzugehen. Dennoch steigt jetzt der Druck. Man kann leicht den Überblick verlieren, gerät in Panik, weil so viel zu bezahlen ist.“ Oftmals würden dadurch Konflikte eskalieren, die schon lange schlummern.
Auch die sozialen Aktivitäten mit Freunden sind mit weniger Geld oft eingeschränkt, was am psychischen Wohlbefinden kratzen kann.
„Das Wichtigste: Versuchen Sie untereinander transparent zu kommunizieren. Sprechen Sie über die Situation, legen Sie innerfamiliär dar, dass es eng ist.“ Kinder würden dies meist sehr gut verstehen, wenn man es ihnen erklärt. Wichtig sei auch in der Partnerschaft, offen die eigenen Ängste anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Gaukeln Sie nichts vor, versuchen Sie nicht, den Schein zu wahren – das geht nach hinten los.“. Zu finanziellen Engpässen kann es aus vielen Gründen kommen. Der Mythos, wer arm ist, sei selbst schuld wird durch wissenschaftliche Studien Jahr um Jahr widerlegt. Kein Grund also sich zu schämen. Wichtig sei auch sich frühzeitig Hilfe zu holen.
„Das Stichwort ist: Kooperation. Jetzt müssen alle zusammenhelfen, um den Gürtel ein wenig enger schnallen zu können“, so Hanl-Landa. Konkret könne dies sein, die Fixkosten zu senken, in dem man mittels eines Haushaltsbuches Ausgaben sammelt und nach möglichem Einsparungspotential sucht. Ein größeres Einsparungspotenzial liegt neben Rabattaktionen bei Gütern des täglichen Bedarfs auch in der Möglichkeit Konsumgüter gebraucht zu kaufen oder zu leihen. In vielen Städten gibt es inzwischen Kindersachen-Börsen und Second-Hand-Shops die lange nichts mehr mit Mottenkisten zu tun haben. Auch Internet-Plattformen bieten neue Möglichkeiten des sparsamen und nachhaltigen Konsumierens. Beratungsstellen können ebenfalls dabei helfen, im Fall von entstanden Zahlungsrückständen den Überblick wieder zu finden. Sowie finanzielle Unterstützungen ausfindig zu machen und zu beantragen. Letztendlich sei es individuell, was man unternimmt. Wichtig sei, ins Handeln zu kommen und dabei auch die eigene Selbstwirksamkeit wiederzufinden – dies würde auch die Psyche stärken.
Wenn Sie einen finanziellen Engpass haben, vereinbaren Sie einen kostenfreien Beratungstermin in einer der zahlreichen österreichischen Familienberatungsstellen. Es gibt auch spezialisierte Stellen, die Sie zum Thema Unterstützungen beraten.
Unser Interviewpartner
Mag. (FH) Michael Hanl-Landa arbeitet im Team der Lebenshilfe Salzburg als Sozialarbeiter und Familienberater.
Lebenshilfe Salzburg
Nonntaler Hauptstraße 55
5020 Salzburg
Webseite der Familienberatungsstelle Lebenshilfe Salzburg
Das Interview wurde im September 2022 geführt.