Kind mit Händen vor Gesicht

Umgang mit sexualisierter Gewalt bei Kindern

Plötzlich ist etwas anders: Das Kind benimmt sich seltsam, will bestimmte Personen nicht mehr besuchen, die Schulnoten werden schlechter oder Ähnliches. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass dem Kind sexualisierte Gewalt widerfahren ist.

„Es gibt sehr viele unterschiedliche Formen von sexualisierter Gewalt, mit und ohne Körperkontakt. Gemeinsam ist diesen Handlungen, dass sie gegen den Willen des Kindes vorgenommen werden, das beginnt damit, körperliche Grenzen des Kindes nicht zu wahren“, weiß Elli Scambor, die sich wissenschaftlich und beratend mit dem Thema auseinandersetzt. „Eine erzwungene Umarmung, sexualisiertes Ansprechen oder Fotografieren, ausführliches Waschen des Intimbereiches, unerwünschte, intensive Bussis- dies alles kann dazuzählen. Bussis sind ok wenn beide zustimmen.“

Wichtig sei, sich grundsätzlich selbst zu dem Thema zu sensibilisieren und zu informieren, sich aber auch mit der eigenen Vergangenheit und diesbezüglichen Erfahrungen auseinanderzusetzen. „Viele Menschen haben Vorfälle erlebt. Wenn diese innerfamiliär sind, können sich Betroffene oft nicht daran erinnern. Sie verdrängen, um weiterhin in den familiären Beziehungen leben zu können“, so die Expertin. Ob innerhalb oder außerhalb der Familie, Unterstützung im Aufdeckungsprozess sei auf jeden Fall gefragt.

Vor allem Eltern müssen diesbezüglich Verantwortung übernehmen. Solcherlei Fälle würden häufiger auftreten als man denkt, quer durch alle sozialen Schichten. Besonders sensibel gilt es mit Kindern und Jugendlichen umzugehen, wenn ein Verdacht vorliegt. „Meist äußert sich das in Verhaltensauffälligkeiten. Seien Sie aufmerksam. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie da sind, was immer ist.“

Man müsse dabei sehr vorsichtig vorgehen – weder drängen noch zwingen bringt etwas. Insbesondere auch deshalb, weil Täterinnen und Täter häufig sicherstellen, dass Betroffene schweigen und jene sich beugen, aus Angst und Scham. Kinder würden häufig erst dann reden, wenn sie sich sicher fühlen. „Hören Sie aktiv zu, bewahren Sie Ruhe und schlagen Sie nicht sofort Lösungen vor. Dramatisieren Sie auch nicht und versuchen Sie nicht, eigene Ermittlungen anzustellen.“ Wichtig sei auch, Betroffene nicht zu entmachten. „Versuchen Sie, die Perspektive des Kindes einzunehmen.“ Ohne Hilfe damit zurechtzukommen, ist vermutlich sehr schwierig. Daher gibt es eine Reihe von Beratungsstellen, die in einem solchen Fall weiterhelfen können.

Mithilfe der Suchfunktion auf unserer Webseite können Sie eine solche in Ihrer Nähe finden und sich einen kostenlosen Termin ausmachen.

Unsere Interviewpartnerin

Mag.a Elli Scambor ist Geschäftsführerin des Institutes für Männer- und Geschlechterforschung und hat als Soziologin und Pädagogin an mehreren Forschungs- und Praxisprojekten zum Thema sexualisierte Gewalt an Jungen* gearbeitet.

VMG Steiermark
Dietrichsteinplatz 15/8
8010 Graz
Webseite des VMG Steiermark

Das Interview wurde im April 2023 durchgeführt.

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