Eine Frau steht mit geschlossenen Augen vor einem Wasserfall.

Trauern dürfen

Ein geliebter Mensch stirbt.
Oft ist das ein sehr naher Mensch,
mit dem man gemeinsam
ein Leben geplant und aufgebaut hat.

Am Anfang ist nur der Schock da:
Der geliebte Mensch ist tot.
Man will es nicht wahrhaben.
Das kennt die Familienberaterin Silke Dorfer aus Gesprächen.

Sie berät Menschen,
die um einen geliebten Menschen trauern.
Nach dem Schock wird es einem irgendwann bewusst:
Der geliebte Mensch kommt nicht wieder.
Er ist für immer aus unserem Leben verschwunden.
In den ersten Monaten sind oft die Familie,
Angehörige und Freunde da.
Sie helfen, trauern mit einem und unterstützen.

Das Problem ist:
Nach einer gewissen Zeit bleibt man allein übrig.
Für alle anderen geht das gewohnte Leben weiter.
Doch für die Trauernde oder den Trauernden ist es
noch lange nicht so weit,
sagt Dorfer.

Ab diesem Zeitpunkt wird es wirklich hart.
Vor allem, wenn es sich um den Menschen handelt,
mit dem man das Leben geteilt hat.
Er oder sie ist nicht mehr da und fehlt.

Trauer und Wut brauchen Zeit und Platz

Zur Trauer kommt dann auch oft Wut.
Die Wut, dass einen der andere allein gelassen hat.
Dafür braucht man einen geschützten Rahmen,
wo man sich gut aufgehoben fühlt.
Einen Ort, wo man trauern, aber auch schimpfen darf.
Das kann zum Beispiel in einer Beratungsstelle sein.

Die Expertin empfiehlt auch Rituale,
um die Trauer zu bewältigen.
Das kann zum Beispiel ein Tagebuch sein,
in das man täglich Gefühle und Erinnerungen schreibt.
Da kann man alles hineinschreiben,
was einem zu dem Menschen einfällt:
Schöne Erlebnisse, aber auch weniger gute Erinnerungen.

Der Tod ist in unserer Gesellschaft oft noch ein Tabu,
ein Thema, über das man nicht spricht.
Viele Menschen wissen deshalb nicht:
Wie spricht man mit jemanden,
der einen nahen Verwandten oder Partner verloren hat?
Man hört oft: Schau nach vorne – das Leben geht weiter.
Aber das ist keine Hilfe für trauernde Menschen.

Wenn Sie Trauerbegleitung benötigen,
können Sie sich gerne
an eine der österreichischen Familien-Beratungsstellen wenden.

Unsere Interviewpartnerin

Silke Dorfer ist Familienberaterin
des Instituts für Familienberatung und Psychotherapie (IFP)
in Leoben, Steiermark.
Sie ist Diplomierte Ehe-, Familien- und Lebensberaterin,
sowie Diplomierte Erziehungs- und Jugendberaterin.

Institut für Familienberatung und Psychotherapie (IFP)
Homanngasse 7
8700 Leoben
Webseite der Familienberatungsstelle IFP Leoben

Das Interview wurde im November 2021 geführt.

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