Coming-Out – Ich bin homosexuell und stehe dazu
damit ich zu meiner sexuellen Orientierung stehen kann.
Das Verhalten der Eltern ist hier für Kinder sehr wichtig.
Coming-out ist englisch:
Man spricht es ungefähr so aus: Kamming aut.
Es bedeutet so viel wie Herauskommen.
Ob ein Mensch heterosexuell ist oder homosexuell,
entscheidet sich bereits in der frühen Kindheit.
Heterosexuell bedeutet:
Man fühlt sich zu Menschen des anderen Geschlechts hingezogen.
Homosexuell bedeutet:
Man fühlt sich zu Menschen des eigenen Geschlechts hingezogen.
Es gibt aber immer noch sehr traditionelle Rollenbilder
von Mann und Frau.
Kinder werden dabei oft in Rollen gedrängt,
die nicht für sie passen.
Anders als die anderen
Der Psychotherapeut Mag. Johannes Wahala sagt:
Wenn sich Kinder homosexuell entwickeln,
merken sie das schon sehr früh.
Sie merken, dass sie anders sind als die anderen.
Von außen kommen ständig Signale,
dass ihr Verhalten falsch ist.
Beim Kind entsteht so das Gefühl,
dass es die Erwartungen der anderen nicht erfüllen kann.
Das Kind entwickelt ein Gefühl der Heimatlosigkeit.
Es fühlt sich als Außenseiter.
Oft zieht sich das Kind dann zurück, ist verschlossen.
Es hat zu wenig Selbstbewusstsein und entwickelt Schuldgefühle.
Das ist wichtig:
Wenn Eltern bei ihren Kindern so ein Verhalten bemerken,
sollen sie nachfragen:
Was bewegt dich? Was macht dich traurig?
Was macht dich so verschlossen?
Wahala sagt: Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern sagen,
dass sie immer zu ihnen stehen werden:
Du wirst immer mein Sohn oder meine Tochter bleiben.
Das eigentliche Coming-Out betrifft Eltern und Kind.
Coming-out ist der Moment in dem der junge Mensch sagt:
Ich bin homosexuell, und ich stehe dazu.
Die Eltern sollen dem oder der Jugendlichen Unterstützung geben.
Wichtig ist auch, dass sich die Eltern Verbündete
in der Familie und im Freundeskreis suchen.
Denn auch sie brauchen jemanden zum Reden.
Wahala sagt: Das Schlimmste ist,
wenn das Thema verheimlicht wird.
Alle sollen es wissen, nicht nur die Familie.
Auch die Freundinnen und Freunde, auch die Schule.
Sonst ist das für das Kind sehr verwirrend:
In der Familie ist es okay
und in der Schule ist es nicht okay homosexuell zu sein.
Bei Problemen in der Schule soll sich der junge Mensch
am Besten an die Beratungslehrer/innen wenden.
Sie sind gut geschult und können unterstützen.
Unterstützung und Akzeptanz von Eltern und Umfeld:
Das ist wichtig für den Selbstwert.
So kann der junge Mensch zu sich und seinen Gefühlen stehen.
Unser Interviewpartner
Univ.-Lekt. Mag. Johannes Wahala ist Psychotherapeut, Sexualtherapeut und Leiter der Beratungsstelle Courage.
Verein "COURAGE - Österreichisches Institut für Beziehungs- und Sexualforschung“
Windmühlgasse 15/Stiege 1/7
1060 Wien
Webseite der Familienberatungsstelle Courage
Das Interview wurde im April 2009 geführt und im April 2022 überarbeitet.